„Barfuß durch Wittenberge“ - Sonderschau im Stadtmuseum am 8. September
Welcher Straßenbelag liegt eigentlich vor Ihrer Haustür? Und kann er Stadtgeschichte erzählen? Scheinbar trist-grauer Straßenbeton erzählt Weltgeschichte – und filigranes Mosaik erinnert an den Wittenberger Stadtbaumeister Bruns, der die Stadt vor 100 Jahren schick gemacht hat. Straßenbäume kontrastieren als Überbleibsel der Industriezeit und das Kreuz der evangelischen Stadtkirche ist aus jahrhundertealten Wegbohlen geschnitzt worden. „Egal, über welche Wittenberger Straße wir laufen, wir erleben superspannende Stadtgeschichte“, führt der Wittenberger Museumsleiter Marcel Steller ins Thema ein. Gemeinsam mit seinem Team hat er sogar einen Barfußpfad ins Museum gebaut. Alle Wittenberger Straßen finden sich so in einem Raum – samt Geschichten, Anekdoten und vielen historischen Ansichten.
Das nur scheinbar selbstverständliche ins Licht setzen, Stadtgeschichte erzählen, wo man sie am wenigsten vermutet und die Besucher ins Staunen bringen - das ist der Anspruch dieser interaktiven Sonderschau. Und wer will, kann sie barfuß erleben oder sich sogar als Pflastersetzer probieren. Eine knapp dreijährige Vorbereitung steckt in der Ausstellung, dessen Thema es so bisher in keinem anderen Museum gab. Nicht nur das Team der „Alten Burg“ ist beteiligt, sondern auch zahlreiche Kooperationspartner aus der Region und darüber hinaus. Vom Wittenberger Bauamt sowie Betriebshof über den ehemaligen Stadtpfarrer Reinhard Worch, die Archäologin der jüngsten Ausgrabung in der Burgstraße, Dr. Ines Beilke-Voigt, bis hin zu Studenten der Universität Braunschweig steuerten insgesamt mehr als 20 Wittenberger und Experten nicht nur Wissenswertes und Überraschendes bei, sondern auch ganz unterschiedliche und neue Perspektiven auf die Straßen der Elbestadt. Eingebettet ist das Themenjahr „Barfuß durch Wittenberge“ in eine Digitalisierungsförderung des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur. Geld gab es nicht nur für die Ausstellung, sondern auch für digitale Ausstattung im Museum und die Digitalisierung der Sammlungsgüter – insgesamt über 30.000 Euro. So kommt es, dass auch ein tschechischer Computerspieleentwickler beteiligt ist: Die Warhorse Studios hatten in einem Computerspiel ziemlich detailgetreu die Wege und Straßen der frühen Neuzeit nachmodelliert. An einer Gaming-Station in der Ausstellung kann man die beschwerlichen Prignitzer Wege der Vergangenheit nachempfinden und begehen.
Am 8. September 2024 um 14 Uhr eröffnet nun die große interaktive Sonderschau „Barfuß durch Wittenberge“ in der Alten Burg. Die für Klein und Groß geeignete interaktive Ausstellung ist bis nächstes Jahr während der Öffnungszeiten zu erleben. Mitte Juni wurde das Themenjahr 2024/25 „Barfuß durch Wittenberge“ mit einer gut besuchten gleichnamigen Stadtführung eingeläutet – zahlreiche Formate, die sich allesamt mit den Wittenberger Straßen und ihren Geschichten beschäftigen, werden in den kommenden Monaten umgesetzt - darunter auch ein Vortrag der Archäologin Dr. Beilke-Voigt, die unlängst in der Burgstraße eine Ausgrabung leitete. Im kommenden Jahr bringt das Stadtmuseum Wittenberge ein Buch zum Thema heraus. Angelehnt an die beliebten, aber vergriffenen Bildbände der Podiebrad- Familie wird es zahlreiche neue Ein- und Ansichten über Wittenberge geben – dank der Förderung
natürlich auch digital. Als Vorgeschmack auf die neue Sonderschau in der „Alten Burg“ hatte vor zwei Monaten bereits der erste Ausstellungsteil „Barfuß durch die Welt“ im Uhrenturm eröffnet. Eine 400jährige analogdigitale Zeitreise in die Gemäldewelt der der Großen Meister lädt ein, weltberühmte Straßenszenen zu betrachten und sogar per QR-Code mit nach Hause zu nehmen. Auch sie profierte von der Förderung des Ministeriums und wurde von einigen Museen von Weltrang unterstützt.