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Spannende Funde bei Ausgrabungen in Wittenberge

Teil der Grabungsstätte an der Burgstraße I Foto: Martin Ferch (Bild vergrößern)
Bild zur Meldung: Teil der Grabungsstätte an der Burgstraße I Foto: Martin Ferch

Archäologen legten in der Burgstraße von Wittenberge Reste aus der Stadtgründungszeit frei. Besondere Funde waren eine Goldmünze und ein Pilgerzeichen, aber auch gut erhaltene Schuhe aus dem 13. und 14. Jahrhundert.

Sieben Wochen lang hat ein archäologisches Team der Firma Archäologie Manufaktur auf der Baustelle in Wittenberges Altstadt gegraben. Zum Abschluss der Arbeiten präsentierte es am Freitag, 21. Juli 2023, eine Reihe von außergewöhnlichen Funden, zu denen die Archäologin Ines Beilke-Voigt Erklärungen gab. Begeistert davon waren auch Wittenberges Museumsleiter Marcel Steller und Torsten Geue, Mitarbeiter im Sachbereich Denkmalschutz beim Landkreis Prignitz.

Zwei wirkliche Besonderheiten ließen das Herz der Archäologin höher schlagen. Die eine ist eine Goldmünze aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts von David von Burgund, der damals Bischof von Utrecht war. Auch Torsten Geue betonte, dass es sich um einen Wertgegenstand handele, den sicherlich damals nicht jedermann zu Hause gehabt habe. „Die Münze ist sicherlich über Handelsbeziehungen hierhin gekommen“, erklärt er. Konzentriert sind die Münzen in dem Bistum Utrecht zu finden gewesen, dass damals Köln unterstellt war.

Die zweite Besonderheit findet Ines Beilke-Voigt noch interessanter: Ein Pilgerzeichen, das offenbar aus dem 14. Jahrhundert stammt und im Übrigen nichts mit Bad Wilsnack zu tun hat – dorthin wurde erst später gepilgert. „Für mich ist das das Schönste“, schwärmte die Archäologin. Datieren konnte sie das Pilgerzeichen anhand der Technik, die benutzt wurde: Eine Blei-Zinn-Legierung, die in Flachguss hergestellt wurde. Diese Methode wurde zu jener Zeit noch verwendet und später dann durch Gitterguss ersetzt.

Parallelen fand sie zudem zu Pilgerzeichen, die in Stralsund gefunden wurden und aus dem Raum Aachen stammen.

Auf einem Teil am Nordende des Geländes, 85 Quadratmeter groß, wurde zwei Meter tief gegraben, und in dem feuchten Untergrund fand man gleich Einiges, was auf die Stadtgründungsphase verweist, so einen Siedlungsrest, eine Holzkonstruktion, von der Proben genommen wurden. Diese werden jetzt dendrochronologisch untersucht, damit man sie genau datieren kann.

Im feuchten Untergrund ist es ähnlich wie bei vergleichbaren Funden in Perleberg: „Das gesamte organische Material ist wunderbar erhalten“, freut sich Ines Beilke-Voigt und präsentiert dann etliche Lederreste, mit denen sich die Schuhmode jener Zeit nachvollziehen lässt. Just am Tag der öffentlichen Präsentation der Funde kamen noch weitere hinzu – gut erhaltene Sandalen und Schuhe. Auch ein Spinnwirtel zum Spinnen von Wolle und eine Schmiedezange mit etlichen Schlackenresten und eine Ofenanlage wurden freigelegt.

Ein mittelalterlicher Kamm trat ebenso zutage. Das Material, aus dem er besteht, ist noch nicht ganz sicher festgestellt, aber wahrscheinlich handelt es sich um Knochen.

Auf dem Rest der 500 Quadratmeter Grundfläche, auf denen ein Mehrfamilien-Wohnkomplex errichtet werden soll, ist man bis 50 Zentimeter in die Tiefe gegangen. Hier fand man noch die Reste der Feldsteinfundamente aus dem 18. und 19. Jahrhundert von Häusern, die kurz vor der Wende abgerissen worden waren. Archäologin Ines Beilke-Voigt zeigte dann die freigelegte Traufgasse oder Brandgasse, die sofern sie breit genug war, auch als Zuwegung genutzt wurde.

Ebenfalls fanden sich Reste von Fachwerkkonstruktionen. Die Fachwerkbauten waren mit Lehmestrich ausgekleidet gewesen. Über Keramikfunde konnten sie in das 17. und 18. Jahrhundert datiert werden. Eventuell sind die Gebäude bei einem der Stadtbrände 1686 oder 1757 abgebrannt. Gefunden wurde Malhorn- oder Bauernkeramik, meist schön verzierte Teller mit floralen Motiven.

Torsten Geue erklärte, dass nun erstmal alle Funde ausgewertet werden müssen. Die Funde werden gewaschen und inventarisiert, bevor sie an das Landesamt für Denkmalpflege übergeben werden. Die tiefer im Boden liegenden Funde werden aufgenommen und dreidimensional eingemessen, bevor die Baugrube wieder geschlossen wird. Am Ende steht dann ein Grabungsbericht.

Marcel Steller freut sich schon auf diesen Grabungsbericht. Denn im Inventargut seines Museums finden sich bislang kaum Funde aus der Stadtgründungszeit und es gibt bislang nur wenige verifizierte Angaben zu dieser Zeit. „Ich bin sehr, sehr glücklich, dass es diese Funde gibt“, sagte er und hofft darauf, sie als Dauerleihgabe für die Dauerausstellung im Museum zu bekommen, die bis 2030 erneuert werden soll.

Auf dem Baugrundstück will eine Baugruppe – die erste ihrer Art in Wittenberge – einen Wohnkomplex errichten. Elf Wohnungen sollen hier entstehen, zwei Wohnparteien werden noch gesucht. Die Mitglieder der Baugruppe zeigten sich begeistert und interessiert an den Funden, freuen sich jetzt aber vor allem, dass endlich der eigentliche Bau beginnen kann: In der anbrechenden Woche soll es losgehen mit der Bohrpfahlgründung für ihr großes Gemeinschaftsprojekt. Grober Fertigstellungstermin ist Anfang 2025.

 

Text: Landkreis Prignitz

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Ausgrabungen in der Burgstraße I Fotos: Martin Ferch (DI, 25. Juli 2023)

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