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Wittenberger erinnern an die Reichspogromnacht

Wittenberger Bürgerinnen und Bürger und Stadtverordnete setzten ein Zeichen gegen das Vergessen I Foto: Martin Ferch (Bild vergrößern)
Bild zur Meldung: Wittenberger Bürgerinnen und Bürger und Stadtverordnete setzten ein Zeichen gegen das Vergessen I Foto: Martin Ferch

Am 8. November setzten Wittenberger Bürgerinnen und Bürger und Stadtverordnete ein Zeichen gegen das Vergessen in der Perleberger Straße 9. Am 9. November 1938 wurden in der Reichspogromnacht auch in Wittenberge jüdische Geschäfte zerstört und jüdische Bürgerinnen und Bürger gedemütigt. Viele von ihnen kamen in der Folge in Vernichtungslagern der Nationalsozialisten ums Leben. In Wittenberge erinnern Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig an die Schicksale jüdischer Familien in der Elbestadt. Insgesamt 24 Stolpersteine wurden bisher in der Elbestadt verlegt. Drei davon in der Perleberger Straße 9. Hier befinden sich die Stolpersteine von Max, Lucie und Käthe Kreide. Rainer Neumann, stellv. Vorsitzender der Stadtverordnetenversammlung erinnerte an das Schicksal der Familie und damit stellvertretend auch an das Schicksal aller Juden in Wittenberge während der Zeit des Nationalsozialismus. 

 

Max und Lucie Kreide

Max Kreide wurde am 30. Dezember 1887 in Wittenberge geboren. Er war evangelischer Konfession und lernte in der Eisenwarenhandlung Paul Meyer. 1915 wurde er Soldat (Infanterist) und dreimal verwundet.

1918 wurde er Mitinhaber des väterlichen Geschäfts, bis er 1931 eine eigene Darmhandlung gründete. Im Jahre 1928 heiratete er Lucie Plaut (* 09.08.1894), welche Jüdin war. Schon 1933 wurde er gedrängt, sich scheiden zu lassen um arisiert zu werden, was er ablehnte. Demnach gehörte er der Bestimmung der 10. Verordnung zum Reichsbürgergesetz zwangsweise der „Reichsvereinigung der Juden in Deutschland“ an und musste den zusätzlichen Namen „Israel“ tragen.  

Lucie Kreide zog nach Berlin und arbeitete dort als Kindergärtnerin in der Jüdischen Gemeinde. Sie unternahm etliche Selbstmordversuche, bis sie sich am 27. Juli 1942 vom 4. Stockwerk eines Hauses auf die Straße stürzte. Max Kreide musste den Gelben Judenstern tragen, weshalb er zur Beerdigung seiner Frau nicht ein öffentliches Verkehrsmittel benutzen durfte. Am 27. Januar 1943 holte ihn die Gestapo. Er kam in das Lager Gerlachstraße und wurde von dort am 17. März 1943 in das KZ Theresienstadt transportiert, das er durch Glück überlebte.

Max Kreide kehrte nach Wittenberge zurück und arbeitete bei seinem Bruder als kaufmännischer Angestellter.

Am 18. Februar 1950 verstarb er im Alter von 62 Jahren.

 

Käthe Kreide

Käthe Kreide (*19.06.1925), die Tochter von Max und Lucie Kreide, wurde schon als Kind verfolgt. Vom 15. April 1936 bis 17. November 1938 besuchte sie die Mädchen-Mittel-Schule. Sie musste am 14. November 1938 von der Schule abgehen, da keine jüdischen Schüler mehr auf die deutsche Schule gehen durften. In dem Personalbogen der Mädchen-Mittelschule  hieß es, dass Käthe Kreide als „Volljude“ gelte, da sie 3 volljüdische Großelternteile besitzt, obwohl als Glaubensbekenntnis evangelisch angegeben war. 

Es gelang den Eltern, das Kind mit 13 Jahren mit einem jüdischen Kindertransport nach England zu bringen. Dort kam sie zu Dr. Barnardo’s, einem englischen Kinderheim, welches jüdische Kinder aus Deutschland aufnahm. Sie besuchte die Meadow High School und beendete diese im Jahr 1943. Ca. 1945 arbeitete sie bei der Civil Censorship Division der US Army als Übersetzerin. Sie änderte ihren Namen von Kreide in Chalk und ging 1956 nach Montreal Canada. Später kam sie nach England zurück, heiratete und hieß dann Kate Gisela Smith. Wo sie lebte und wer ihr Ehemann war, ist nicht bekannt. Am 04. Juli 2001 verstarb Käthe in England.

 

 

 


 


[1] Aktennummer 7213

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