Salomon Herz
Salomon Herz und die Herzsche Ölfabrik
Die Gründung der Ölfabrik geht auf den bedeutenden jüdischen Kaufmann Salomon Herz (1791-1865) zurück. Er entstammte einer anhaltinischen jüdischen Bankiersfamilie aus Bernburg. Zunächst konnte der finanzkräftige Unternehmer 1823 in Berlin eine Getreidehandlung gründen und im gleichen Jahr kaufte er in Wittenberge ein Dünengrundstück an der damaligen "Kirschenreihe" , um hier eine Ölfabrik und die erste Ölhandlungsgesellschaft Deutschlands zu errichten.
Nachdem das Comptoir der Fabrik zunächst in Berlin verblieben war, wurde Herz 1825 Bürger der Stadt Wittenberge. Er trat der Kooperation der Kaufmannschaft bei und wurde 1855 zu deren "Ältesten" gewählt. Als bedeutender Aktionär der Berlin-Hamburger Eisenbahngesellschaft inspirierte er die Entscheidung der preußischen Regierung von 1845, die bereits im Bau befindliche Eisenbahnlinie über Wittenberge zu legen, was den industriellen Aufschwung der Stadt begründete.
Die Ölfabrik kann als Beginn der Industrialisierung Wittenberges gelten. Zu ihrer Entwicklung trug auch der sogenannte Herzsche Kanal bei, eine Wasserverbindung zwischen der Stepenitz bei Klein Breese und dem bis 1835 entstandenen Wittenberger Elbehafen. Salomon Herz, ein fest in der Tradition des Judentums verwurzelter Unternehmer, trug mit einer regelmäßigen Abgabe des Zehnten entscheidend zu allgemeinen Wohltätigkeit bei.
Er starb 1865.
Nachdem 1856 ein Großfeuer die Wittenberger Ölfabrik zerstört hatte, wurde sie praktischer und größer wieder aufgebaut. Anlässlich des 50jährigen Bestehens begründeten die Söhne von Salomon Herz eine "S. Herz Jubelstiftung für Arbeiter" mit einem Stiftungskapital von 12.000 Talern zum Wohle der Armen. Mit dem 50jährigen Kaufmannsjubiläum erfolgte dann eine weitere Stiftungshandlung für mietfreies Wohnen alter und erwerbsunfähiger Handwerker und Arbeiter der Ölfabrik. Außerdem errichtete Hermann Herz im Januar 1897 ein Wittenberger Waisenhaus.
In der Zeit des Nationalsozialismus wurde aus antisemitischen Motiven die ehemalige Herzstraße in Bad Wilsnacker Straße umbenannt und die Verdienste der jüdischen Unternehmerfamilie gerieten in Vergessenheit. Seit dem 12. Mai 2007 trägt der neugestaltete Platz vor dem historischen Bahnhofsgebäude und dem neuen Bahnhofseingang den Namen Salomon Herz.